Über Krippenverbot und Handwerk: Die Grulicher Krippenschnitzerei
Grulich – das heutige Králiky in Tschechien – liegt am Fuß des Adlergebirges in Nordböhmen. Im „Grulicher Ländchen“ entfaltete sich Ende des 18. Jahrhunderts – nach dem Verbot der Aufstellung von Weihnachtskrippen in Kirchen durch den Kaiser Joseph II – eine beachtliche Holzschnitzerei für den „Hausgebrauch“ in den Stuben des Bürgertums, der Handwerker und Bauern.
„Ein Krippenverbot?“
Früher wurden Krippen vorwiegend in Kirchen gezeigt, um die gläubige Bevölkerung in ihrer weihnachtliche Erbauung durch die bildhaften und szenenartigen Darstellung des Weihnachtsgeschehens zu unterstützen.
1782 erlies Kaiser Josef II das Krippenverbot. Daraufhin wurden alle Krippenszene aus den Kirchen verbannt, doch Privatpersonen gewährten den Krippen Asyl und so überlebten viele der Krippen auf Speichern die kommenden Jahrzehnte. Das Krippenverbot in den Kirchen wurde erst 1804 wiederaufgehoben.
„Was sind Grulicher Mannln?“
Eine Grulicher Spezialität: Bekannt sind die „Grulicher Mannln“ sowie die „Bringemannln“ als Gabenbringer mit symbolhaften Geschenken für das Jesuskind in der Krippe. Es gibt hunderte Varianten zwischen grob geschnitztem Charme und feinem Kunsthandwerk.
Die „Mannlmacher“ im holzreichen Adlergebirge waren meist Saisonarbeiter, die von Oktober bis März zuhause in ihren bescheidenen Wohnstuben an der Schnitzbank saßen, um so ein zusätzliches Einkommen über die Wintermonate zu erwirtschaften. Im Frühjahr gingen sie dann als Handwerksburschen auf Wanderschaft.
Schlechte Bezahlung und die aufkommende Industrialisierung führten Ende des 19. Jahrhunderts zum rapiden Niedergang der Grulicher Krippenschnitzerei. Die Krippenfiguen wurden mit Vorliebe in sogenannten Kastenkrippen mit zum Teil phantastischen Stadtbildern von Bethlehem in Szene gesetzt. Deshalb sind Grulicher Krippen in dieser Form bis heute teilweise noch gut erhalten.
Ein Ergebnis liebevoller Handarbeit: Die Weihnachtskrippe wurde vor 1900 in Grulich (Králíky) hergestellt.
