Wenn dieser Spieltisch erzählen könnte…
Der Spieltisch stammt aus dem Sommerhaus von DDr. Bruno Pittermann, SPÖ-Vizekanzler von 1957 bis 1966.
Streng genommen dürfen Tarockspieler während einer Partie kaum miteinander reden, aber Sprüche wie „Wer nix riskiert, kommt nie nach Stein!“ oder „Er spielt übers Häfn (Strafanstalt)“ gehören zum guten Ton unter Tarockierern.
Tarockiert wird seit dem 15. Jahrhundert. Von Italien aus verbreitete sich das Kartenspiel in ganz Europa. Auch in Österreich hat Tarock eine lange Tradition: Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Strauss und Sigmund Freud – viele sind dem Spiel verfallen.
Egal ob Rot oder Schwarz, bei einem ist man sich einig: „Herz hat ein jeder“
Politik & Tarock: In der Politik braucht man Geduld und auch gute Karten, bestes Beispiel dafür ist Dr. Karl Renner, Staatskanzler der 1. Republik, der sich beim tagelangen Warten bei den Friedensverhandlungen in St. Germain die Abende mit Tarock vertrieb.
Auch Julius Raab, Bundeskanzler der 2. Republik, und sein politischer Konkurrent Bruno Pittermann, bekannt für seine Liebe zu Virginia-Zigarren und gutem Essen, waren leidenschaftliche Tarockspieler. Miteinander gespielt haben sie aber nie. Wie eine Karikatur aus den 60ern zeigt, teilte Pittermanns Nachfolger Bruno Kreisky diese Leidenschaft offensichtlich nicht.
Ein „Verzweiflungs-6er“ im Kaffeehaus?
Als die Wiener Kaffeehauskultur ihre Blüte erlebte, war Tarock eines ihrer wesentlichen Merkmale. Auch im Cafe Blumensträußl in Grein wird das Tarockspiel vom Seniorchef Rudolf Kern und einer Runde älterer Herren, einschließlich des FUNDUS Geschäftsführers Christoph Lettner hochgehalten.
Donnerstag von 16 bis 20 Uhr sitzen Staudenhocker (Spieler, die auch mit einer sicheren Karte nichts ansagen) und risikoreiche Tarockierer beim „Trischaken“ und „Besserrufen“ im herrlichen Ambiente des Biedermeiercafes am Greiner Stadtplatz.
Eine der Grundregeln lautet: Ein guter Tarockierer sollte mit beinahe jeder Karte etwas anfangen können.
Spieltisch von Bruno Pittermann, 4 Laden, Abstellflächen an den Tischecken, Korpus Buche, Tischplatte Resopal, 120 cm x 90 cm, 1960er Jahre.
