Abgestempelt werden ist gut – als Keramikdose

Versierte Flohmarktgeher*innen sind wie Jäger*innen, ausdauernd und erfahren beim Ansprechen der Beute. Geübte Flohmarktjäger*innen erkennt man in der freien Wildbahn oft an einer bestimmten Bewegung. Die Flohmarktjäger*in umkreist das Objekt der Begierde – in unserem Fall eine Keramikdose aus dem 20. Jahrhundert – nähert sich zielsicher an und packt zu. Mit einem gekonnten Griff wird die Kunstkeramik gewendet und die Unterseite des Objekts mit scharfen Blick inspiziert. Warum ist das wichtig?

Die Unterseite eines Keramikobjekts verrät viel über die Herkunft und das Alter.

  • Freistädter Keramikdose, 20. Jahrhundert.

  • Unterseite mit Stempel.

  • Keramikdose, Detail.

So auch bei dieser „Freistädter Deckeldose“. Nahezu alle Stücke der Keramik aus St. Peter bei Freistadt sind mit einem Blindstempel (Blindmarke) gemarkt. Im quadratischen Schild sitzen zwei Vögel mit Herz in der Mitte. Diese Marke wurde auch als Firmenlogo verwendet und soll eine Anspielung auf die Zwillingssöhne des Firmengründers Dr. Josef Zemann sein.

Dr. Josef Zeman, Gemeindearzt im benachbarten Rainbach bei Freistadt, beginnt mit kunstkeramischer Produktion, nachdem eine Vorgängerfirma mit Gebrauchskeramik an diesem Standort im Jahr 1923, nach nur zweijähriger Tätigkeit gescheitert war. Zeman verkauft an das Wiener Ehepaar Juliane und Johann Bartel. Sie führen die Oberösterreichische Keramik von 1933 – 1959, wobei Frau Bartel vor Ort die Produktion leitet.

Ein Großteil der Gefäße wurden in ein- oder mehrteilige Gipsformen gegossen, das Material war dünnflüssiger Tonschlicker. Im lederharten Zustand erfolgte das „Garnieren“, also das Ansetzen von plastischen Verzierungen. Der Rohbrand und das Auftragen von Glasuren und abermaliges Brennen waren weitere Arbeitsschritte zum fertigen Objekt.

Zu schwacher oder ungleichmäßiger Druck bei der Einstempelung oder dicker Glasurauftrag können dazu führen, dass die Marke auf den ersten Blick nicht mehr klar erkennbar ist. Auf vielen Stücken aus St. Peter bei Freistadt finden sich auch die Herkunftsbezeichnungen „Made in Austria“ bzw. „Made in Germany“.

Zusätzlich zum Blindstempel wurde oft auch die Modellnummer angebracht. Sie ist meist mittels Stempel eingeprägt, in seltenen Fällen auch von Hand geritzt.

Hier zwei hilfreiche Webseiten, um Keramikmarken zu identifizieren:

Unser Tipp: Eine sehenswerte Sammlung von Freistädter Keramik findet sich im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt.

Wir wünschen euch eine erfolgreiche Jagd auf den verschiedenen Floh-/Antikmärkten und natürlich auch im Fundus.