Viktor Pipal (1887 -1971), Aquarell, um 1940, 78 cm x 65 cm, inkl. Rahmen, 54 cm x 40 cm, Bildausschnitt.

Auf Spurensuche in St. Nikola…

An der Mündung des Dimbaches in die Donau lag das ehemalige Gasthaus Fannenböck. Das historische Gebäude wurde nach dem Hochwasser 2002 abgebrochen. Die oberhalb thronende Pfarrkirche St. Nikola und die Volksschule sind Schauplätze berührender Momente aus dem Leben des Opernsängers Anton Maria Topitz.

Wer war Anton Maria Topitz?

1887 kommt der Lehrer Anton Topitz Senior  – Vater von Anton Maria Topitz – aus dem Ort Kodetschlag (heute Jenin) in der Nähe von Kaplitz an die Volksschule St. Nikola und übernimmt die Stelle des  Chorleiters und Organisten in der Pfarrkirche.

Topitz Senior ist nicht nur als Pädagoge, sondern auch ein engagierter Gesangs- und Musiklehrer tätig. Er gründet einen Kinderchor und gibt Musikunterricht. Bald liest man in der Schulchronik von musikalischen Aufführungen in der kleinen Donaugemeinde deren Reinerlös zum Beispiel für den „Schulchristbaum“ bestimmt waren. Anton Maria Topitz Juniors Leben ist seit seiner frühesten Kindheit geprägt von Musik – schon als 11 Jähriger begleitet er die Gesangveranstaltungen seines Vaters.

Ein Leben für die Musik…

Anton Topitz Junior war nicht nur Sängerknabe im Stift Wilhering und in Linz, sondern auch Organist in der Landeshauptstadt. Nach der Matura am k. k. Staatsgymnasium in Wien beginnt er 1907 ein Medizinstudium an der Universität Wien, das er 1912 abbricht. Parallel dazu wirkt er als 1. Organist an der Pfarrkirche in Döbling. Danach studiert er Operngesang an der Wiener Musikakademie und wird nach dem 1. Weltkrieg am Theater in Brünn engagiert.

Es folgen Auftritte in Graz, Leipzig und Berlin Anschließend ist er u. a. in Paris und bei den Salzburger Festspielen als Konzert-, Lied- und Oratoriensänger tätig. Konzertauftritte  bringen ihn nach  Budapest, München, Athen, Warschau, Wien, Stockholm, Madrid, Oslo, Kopenhagen, Berlin und sogar nach Nordamerika.

Am 1. Februar 1930 wirkt er in der Uraufführung von A. Schönbergs Oper „Von heute auf morgen“ in Frankfurt am Main mit. Er ist zeitweise Mitglied des Leipziger Rosenthal-Vokalquartetts und lebt ab 1942 als Musikjournalist in Berlin.

Ein letztes Konzert in St. Nikola

Im hohen Alter besuchte Anton Maria Topitz seine ehemalige Schulkollegin Zäzilia Seyr in St. Nikola. Er war von einem Schlaganfall schwer gezeichnet – seine Zunge war gelähmt. Sein größter Wunsch, noch einmal in der Kirche von St. Nikola zu singen, ging jedoch noch in Erfüllung, als er bei einem Nachmittagssegen das „Ave Maria“ sang.

St. Nikola gemalt von Viktor Pipal

Viktor Pipal – 1949 von der Stadt Wien als „Maler der Wiener Vorstädte“ ausgezeichnet – schildert gekonnt die idyllische Szenerie an der oberösterreichischen Donau. Auch Pipals künstlerisches Leben ist geprägt von Musik:

„Schon früh spielte die klassische Musik eine bedeutende Rolle für die Entstehung der Gemälde und vor allem der Graphik Pipals. So hielt er farbliche Eindrücke, die er beim Hören von Musik erfuhr, in seinen Arbeiten fest. Das kühle, tonig gespaltene Licht betont häufig ungewohnte Partien und legt so das Hauptgewicht auf neue Blickwinkel. Bevorzugte Motive waren der Wiener Donaukanal und die Vorstadtbezirke Hernals, Ottakring und Döbling, häufig prägt ein melancholischer Zug die Grundstimmung seiner Werke.“

(vgl. Pappernigg, Michaela, Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts, Wien 1997, S. 191.)

Weitere Quellen: Topothek St. Nikola, Heimatbuch St. Nikola, Österreichisches Musiklexikon online