Wer Grein kennt, sollte auch Karl Mostböck kennen!

Wir nehmen unser neues Objekt des Monats „Das Mädchen“ von Karl Mostböck zum Anlass, um euch den international bekannten Künstler – geboren und aufgewachsen in Grein – vorzustellen.

1921 wurde Karl Mostböck in der kleinen Stadt im Strudengau geboren. Als einziges Kind seiner Eltern Carl Arthur Mostböck (Oberbauarbeiter der Donauuferbahn in Grein) und seiner Mutter Maria wuchs er (nach eigenen Angaben) sehr behütet auf.

Auf sein künstlerisches Talent wurde man bereits in der Hauptschulzeit aufmerksam. Erinnert euch kurz an euren Zeichenunterricht in der Schule zurück. Ist es euch jemals passiert, dass euch oder euren MitschülerInnen Geld für eine eurer Zeichnung angeboten wurde? Vermutlich nicht. Das Zeichentalent des jungen Mostböck war so offensichtlich, dass die Direktion der Hauptschule ein Aquarell des 14-Jährigen mit einer Ansicht von Grein um 20 Schilling (damals gutes Geld) erwarb.

Sein damaliger Zeichenlehrer Georg Werthgartner unterstützte das Talent des Jungen und nahm ihn zu Ausflügen nach Wallsee oder Persenbeug mit, um dort Naturstudien anzufertigen. 1935 in Grein, abseits von der großen Stadt und vom nächsten Museum weit entfernt, bat sich ihm dennoch die Möglichkeit Kunstwerke im Original zu studieren. Im Haus seines Schulfreundes Herbert Frank, dem Sohn des Notars in Grein, traf er auf Werke des akademischen Malers Fritz Lach und begann diese zu kopieren.

Kaufmann oder Künstler?

Das Talent des jungen Mostböck sprach sich herum und brachte ihm sogar einen Auftrag des Greiner Bürgermeisters ein. Ergebnis waren 50 Federzeichnungen, die sämtliche Bauernhäuser von Grein zeigten. An eine Karriere als akademischer Maler war damals aber nicht zu denken.

Eine rationale Entscheidung: Mit 16 Jahren absolvierte Karl Mostböck eine Kaufmannslehre beim Großhändler Alzinger in Perg. In seiner Freizeit bleibt er seiner künstlerischen Begabung treu und fertigt zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle. Seine Motive findet er in Grein und Umgebung.

Mostböck, Jahrgang 1921, gehört natürlich auch zu der Generation, die den 2. Weltkrieg hautnah miterlebte. In unserem Beitrag möchten wir jedoch den Fokus auf seinen Bezug zu Grein legen, daher verweisen wir euch für weitere spannende Informationen zu seinem Leben auf das Karl Mostböck Archiv.

Zurück in Grein – ein Neuanfang

1945 kehrt Mostböck in seine Geburtsstadt zurück und macht seine Leidenschaft zum Beruf. Er gibt in seinem Personalausweis als Beruf „Kunstmaler“ an und tritt der Berufsvereinigung oberösterreichischer Künstler bei. Mit 25 Jahren wird Mostböck von der Stadt Grein zu einer Einzelausstellung eingeladen. Außerdem beweist er sein musikalisches Talent bei zahlreichen Auftritten des Tanzquartetts Mara, unter anderem im Café Blumensträußl in Grein.

Auch privat trifft er verbindliche Entscheidungen: Er heiratet Herta Sonnleitner in der Pfarrkirche St. Nikola und wird Vater.

Traurig sind die Verhältnisse, unter denen der von keiner Seite geförderte Künstler schafft.

Von der Kunst zu leben und eine Familie zu versorgen ist nicht leicht, wie dieser Artikel im „Mühlviertler Boten“ aus dem Jahr 1947 zeigt:

„Traurig sind die Verhältnisse, unter denen der von keiner Seite geförderte Künstler schafft. Das lichtarme Fenster der elterlichen Hofküche ist sein Arbeitsplatz. Der Raum bekommt im Juli erst Sonne. Eine schrille, den ganzen Tag laufende Kreissäge raubt jede Konzentration. Die Stadt Grein aber hat bisher noch jedes Ansuchen der Familie Mostböck um eine bessere Wohnung abgelehnt. Wer wissen will, wie die Förderung österreichischer Künstler aussieht, der besuche das „Atelier“ dieses Malers. Hoffentlich besucht der große Compton (Harrison Compton, Landschaftsmaler) nie seinen Greiner Schüler. Er würde sich über die Väter dieser Stadt sehr wundern“.

Mostböck verlässt Grein: Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage übersiedelt er 1949 mit seiner jungen Familie nach Steyr. Er findet Arbeit in den Steyr-Werken und verfolgt weiter ambitioniert seine Laufbahn als Künstler – mit großem Erfolg. Der Autodidakt entwickelt sich zu einem der bedeutendsten österreichischen Vertreter der informellen und skripturalen Malerei.

Seine Arbeiten interessieren bis heute die BesucherInnen bedeutender Galerien.

Er ist in in- und ausländischen Museen vertreten unter anderem in der Albertina Wien, in der Kunstsammlung Liechtenstein in Vaduz, im Leopold Museum Wien, dem Gustav Lübcke-Museum der Stadt Hamm (Deutschland), im OÖ. Landesmuseum, im NÖ. Landesmuseum, dem Lentos Museum Linz, im Musee de Letat in Luxemburg, im Stadtmuseum Bruneck (Italien) oder im Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels.

In Würdigung seiner Verdienste um das Kunstleben Österreichs verleiht ihm der Bundespräsident 1985 den Berufstitel „Professor“, 1994 wird er Ehrenbürger der Stadt Grein.

2013 stirbt Prof. Karl Mostböck in Steyr.

Ein Werk von Karl Mostböck könnt ihr bei uns im FUNDUS entdecken:

„Das Mädchen“, Karl Mostböck, Feder und Aquarell auf Büttenpapier, 17,5 cm x 24 cm, 1963, signiert, rückseitig mit Bleistift bezeichnet.

Abschließend möchten wir uns Walter Koschatzky, dem ehemaligen Direktor der Albertina, anschließen und Karl Mostböck unsere hohe Achtung und unsere besten Wünsche entbieten:

„Die Besatzungszeit nach 1945 ließ in allen Zonen unterschiedliche Strömungen entstehen. Wohl war Wien mehr denn je das Zentrum, manche Köpfe Alfred Schmeller, Albert Paris Gütersloh, Johann Muschik, Jorg Lampe oder – wohl am stärksten – Monsignore Otto Mauer schufen hier die geistigen Leitbilder. Doch verlagerten sich die künstlerischen Kräfte mehr oder weniger zentrifugal. Linz, Salzburg, Graz oder wie Innsbruck oder Klagenfurt werden die neuen Brennpunkte. Eine österreichische Kunstgeschichte wird das mehr als bisher zu verdeutlichen haben. Es mag solches Faktum als wesentliche Voraussetzung verstanden sein, dass in Karl Mostböck, der in Grein geboren, in Steyr lebte und wirkte, in aller Stille eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten heranreifen konnte. Weitgehend in Selbststudien fand er, vertieft in ostasiatische Geistigkeit, getragen von persönlicher und höchst verfeinerter zeichnerisch-malerischen Subtilität zu einer Kunst besonderer Ausdruckskraft.

So entstand seit Ende der Fünfzigerjahre ein Oeuvre, das hoch zu schätzen aller Anlass besteht. Ich will dem Künstler an dieser Stelle meine hohe Achtung, meine besten Wünsche und Gedanken sehr aufrichtig entbieten.“