Als Grein noch an der Donau lag – eine Lithographie von F. X. Sandmann

Ausgehend von unserem Objekt des Monats gehen wir diesmal der Greiner Stadtentwicklung auf den Grund: Unser Objekt des Monats – eine Lithographie von Franz Xaver Sandmann nach Jakob Alt  zeigt Grein an der Donau um 1850.

Lithographie von F. X. Sandmann, um 1850, nach der Natur gezeichnet von Jakob Alt, Bildausschnitt 24,5 cm x 36,5 cm.

Grein an der B3 versus Grein an der Donau

An dieser Stelle sei vor allem das „an der Donau“ betont. Betrachtet man die Greinansicht, wird einem wieder bewusst, wie stark die Stadt Grein durch ihre Lage gewinnt und wie unzertrennlich Grein und Donau sind.

Unzertrennlich? Nicht ganz.

Wirft man einen Blick auf das heutige Stadtbild sticht einem vor allem eine Veränderung ins Auge: die (Donau Straße) B3. Der Asphaltstreifen, der sich sanft an die Donau schmiegt, ist heute eine wichtige Verkehrsverbindung und trennt Grein von der Donau.

Grein an der Donau heute, Fotocredit: Alexander Schneider.

Damals zu Wasser, heute zu Land

Bis zum Bau der Bahnlinien im 19. Jahrhundert war die Donau der wichtigste Transportweg zwischen Linz und Wien. 1845 betrug die Anzahl der Fahrgäste, die auf der Strecke Linz – Wien befördert wurden, 100.000 Personen. Den SchiffspassagierInnen und den immer mehr werdenden SommerfrischlerInnen zeigte sich Grein von seiner Schokoladenseite. Die Häuser und Gärten lagen direkt an der Donau (Abb. 1) und der Donaukai lud (ganz ohne Straßenlärm) zum Flanieren ein.

  • Abb. 1: Lithographie um 1860.

  • Abb. 2: Passagier Tarif (Angaben in Heller und Kronen)

Zu sehen auf Abb. 1 ist die Ladstätte in Grein, Ein- und Ausladeplatz mit der alten Stadtlinde, daneben das Gasthaus Anibas und rechts das Schulhaus. Die Lithographie um 1860 dürfte aus der Lithographischen Anstalt von Johann Maischberger & Co in Grein stammen.

Dieser idyllischen Donaulandschaft widmet sich Jakob Alt. Zwischen 1847 und 1849 malt er eine Serie von 55 aufeinander folgenden Landschaftsdarstellungen des Donaustromes und der angrenzenden Landschaften von Engelhartszell bis Wien, darunter auch die Ansicht von Grein.

Er zeichnet detaillierte Darstellungen des Lebens und der Landschaft auf und entlang dieses bedeutenden europäischen Verkehrsweges.

Sie dienen als Vorlagen für eine lithographierte Serie von Franz Xaver Sandmann mit dem Titel „Malerische Donaureise von Engelhartszell bis Wien“, die 1850 vom Wiener Verlag Neumann herausgebracht wurde.

Die (Ver-)Kehrseite der Medaille

1931 wird die Hauptstraße in Grein mit Kleinsteinen aus Granit gepflastert:

„Wie das Gemeindeamt Grein mitteilt, wurde heute den 6. Oktober mit der Kleinsteinpflasterung auf der Hauptstraße in Grein begonnen. Die Bezirkshauptmannschaft Perg hat im Einvernehmen mit dem oberösterreichischen Landesbauamt die Verkehrssperre der Durchzugsstraße in Grein verfügt. Die Umlegung des Verkehrs in Grein erfolgt teilweise über den Donaukai. Fahrzeuge bis zu 6 Tonnen Bruttogewicht und einer maximalen Karosseriebreite von 2 Metern können den Donaukai in Grein passieren. Alle anderen Fahrzeuge aber müssen über die Rollfähre bei Persenbeug und Tiefenbach die Straßenzüge auf dem rechten Donauufer benützen. Die in Rede stehende Verkehrssperre wird voraussichtlich 6 Wochen dauern.“

(Quelle: Linzer Tagespost, 6. Oktober 1931)

Holztransport Einmündung Greinerbachstraße.

Fotocredit: Johannes Gstöttenmayer, Archiv Historische Bilder.

Luftbildaufnahme des Donaukais in Grein, 1950er Jahre.

Archiv Christoph Lettner.

Bis Anfang der 1960er-Jahre wurde der stetig steigende Auto- und Schwerverkehr (ohne der heute gültigen Einbahnregelung) durch die Stadt geführt.

Seit den frühen 1960ern wird der Ortskern umfahren. Notwendig dafür waren Ablöse und Abbruch von Häusern und Grundstücken vor allem in der ehemaligen Kaigasse (das Haus des Dr. Gürtler 1959, Grein Nr. 141 und das Loebell Haus, Grein Nr. 144, im Jahr 1961)

Die Neugestaltung der Stadteinfahrt und der Bau des neuen Rathauses 1962, das 1964 eingeweiht und eröffnet wurde, veränderten das Bild der Donaustadt merklich.

Eine der letzten tief greifenden Änderung war die Errichtung des Machland-Damms, der nach der Hochwasserkatastrophe von 2002 errichtet wurde. Die Dammmauer dient heute einerseits zum Hochwasserschutz und hat sich andererseits auch als beliebte Sitzmöglichkeit für die GreinerInnen entpuppt: An sonnigen Frühlingstagen kann man dort auf der Kaimauer sitzend sein Eis genießen und das rege Treiben beobachten.

GreinerInnen und die Donau: noch immer unzertrennlich.